Humanismus

(lat. Begriff der „Humanitas“, was Menschlichkeit bedeutet)

Im Mittelpunkt des Denkens und Handelns steht der Mensch an sich. Von ihm allein gehen Erkenntnis, Vernunft und Ethik aus. Er handelt, um positiv auf sich und auf Mitmenschen zu wirken. Kein Dogma und keine Ideologie sind dem menschlichen Wohlergehen oder den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen übergeordnet. Deshalb sind die Selbstbestimmung des Menschen und die Menschenrechte auch für den Humanismus von zentraler Bedeutung. Jeder Mensch soll das Recht und vor allem die Chance haben seine Freiheit, sein Wohl und seine damit verbundene Entwicklung selbst in die Hand zu nehmen und zu bestimmen.

→ Selbstbestimmung (Im Mittelpunkt steht jeder Mensch) und individuelle Freiheit, verbunden mit sozialer und solidarischer Gerechtigkeit

Zusätze:

Humanismus als reale Utopie (Erich Fromm 1965):

Der Humanismus geht vom fühlenden, lebendigen, leidenden und denkenden Menschen als der zentralen Kategorie aus. „Bei diesem Bezugsrahmen besteht der Sinn des Lebens in der völligen Entwicklung der menschlichen Eigenkräfte, insbesondere in der von Vernunft und Liebe, im Transzendieren der Enge des eigenen Ichs und in der Entwicklung der Fähigkeit, sich hingeben zu können, in der vollen Bejahung des Lebens und von allem Lebendigen im Unterschied zur Anbetung von allem Mechanischen und Toten.“

(„Erich Fromm: Humanismus als reale Utopie.“ 2005)

Transhumanismus: 

Neben Bildung und Wissenschaft dient insbesondere die moderne Technologie des 21. Jahrhunderts als Schlüssel zur optimalen Entfaltung und Weiterentwicklung menschlicher Fähigkeiten. Durch die rationale und verantwortungsbewusste Anwendung von Technologie soll der Menschheit ermöglicht werden, ihre evolutionär bedingten biologischen Einschränkungen zu überwinden. Neue Technologien sollen so sicher wie möglich gestaltet werden und so vielen Menschen, wie möglich zugutekommen. („Leitbild der Partei der Humanisten 2019“)

Evolutionärer: 

Wir gehen davon aus, dass die Vorgänge im Universum Naturgesetzen folgen. Wir sind davon überzeugt, dass der Mensch durch wissenschaftliche Methoden die Welt erkennen und verstehen kann. Wir sind durch natürliche Abläufe entstanden und sind Teil der Natur. Als hochentwickelte Lebewesen haben wir verschiedene natürliche Bedürfnisse, Emotionen und Triebe sowie die Fähigkeit, zu lernen, zu verstehen und rational zu denken, um vernünftig für uns und die Menschheit zu handeln. („Leitbild der Partei der Humanisten 2019“)

Existenzieller (Jean-Paul Sartre 1945): 

Dieser Humanismus betont die Eigenverantwortlichkeit des Menschen. Für Sartre ist der Existenzialismus „eine Lehre der Tat“. Er entwarf einen Humanismus im Gewand der Moderne: Die Existenz geht der Essenz voraus. Der Mensch tritt in die Welt ein und erst dann entwirft bzw. erfindet er sich selbst. Der Mensch ist nichts anderes als das, wozu er sich in seiner totalen Freiheit macht. Deshalb ist er auch für das, was er ist, verantwortlich. Dies verleiht ihm seine Würde. Das Leben hat a priori keinen Sinn. Der Mensch wählt sich seine Moral, sie ist seine Schöpfung und Erfindung. Mit sich selbst erschafft der Mensch ein Vorbild. Der Mensch ist nichts Anderes als sein Leben. Er ist die Summe seiner Handlungen, seiner Beziehungen und Unternehmungen. Er existiert nur in dem Maße, in dem er sich selbst verwirklicht. Der Sinn des Lebens ist die Existenz des Lebens an sich und sollte deshalb als einzigartige Chance wahrgenommen werden, ein selbstbestimmtes Leben so glücklich wie möglich zu führen.  (Jean-Paul Sartre: „Existenialism is a humanism“ 1945)